© Laura Baginskin

Norbert Hummelt

Minusio, Muzot

Wieder muss ich mich in Locarno verlaufen und es ist fast dunkel, als ich den Molino dell’ Orso erreiche. Vor einem Jahr habe ich einen mit Bleistift beschriebenen, abgerissenen Zettel im Briefkasten des Hauses hinterlassen, in dem Stefan George seit 1931 die Winter und nach seiner letzten Ausreise aus Deutschland im Sommer 1933 die letzten Monate seines Lebens verbrachte. Nun bin ich dort zu einem Tessiner Abendessen eingeladen. Die moderne Küche gab es noch nicht, als George hier von Clothilde Schlayer bekocht wurde, die er die Zuckerne nannte. Sie hatte dieses Haus für ihn gefunden und betrachtete es als ihre Mission, ihm dort zu Diensten zu sein. Sie verstanden sich gut. Über Launen, Scherze und Malaisen des Meisters unterrichtete sie in täglichen Briefen nach Berlin ihren Geliebten Walter Kempner, der Georges Arzt war. Als es ans Sterben ging, strömten in diesem Haus seine Freunde und Jünger zusammen, unter ihnen die Brüder Stauffenberg. Hier gingen sie nach seinem Begräbnis streitend auseinander. Den Kranz des Deutschen Reiches mit der Hakenkreuzbinde, den Ernst von Weizsäcker als Gesandter dort hatte niederlegen lassen, nahmen die einen wieder fort, die anderen legten ihn wieder hin usw. Die heutigen Besitzer des Hauses, ein Schweizer Künstlerpaar, sie Malerin, er Schauspieler, wussten nichts von diesen Geschichten, als sie sich für die Immobilie zu interessieren begannen. Der Vorgarten und die Front des Hauses mit dem Balkon, von dem George auf den Lago Maggiore sah, sind unverändert, wir rätseln, ob der heute so mächtige Lorbeerbaum im Hof zu Georges Einzug gepflanzt wurde, denn auf den alten Fotos sieht man ihn noch nicht. Drinnen hat ein New Yorker Architekt mit Durchbrüchen und großen Fenstern ein ganz neues, freies Raumgefühl geschaffen, wo früher enge Kammern waren. Es ist ein gutes Haus und es wohnt kein böser Geist darin. Nun ist auch Aurelio von seiner Wanderung zurück, der Sohn des Schauspielers, und wir können essen. Es gibt einen bunten Salat, Kotelett und Filet vom Lamm mit grünen Bohnen und Polenta, Eis mit Früchten und einen sehr guten roten Wein. Wir reden über Literatur und Schlaflosigkeit, die jeder von uns kennt. Der rauschende Wildbach, der neben dem Haus vom Berg dem See zustürzt, ist sicher eine gute Einschlafhilfe. Ich bekomme einen Zweig vom Lorbeerbaum mit auf den Weg gegeben und gehe in die stille Nacht davon.
Vor einem Jahr habe ich das Grab Georges erstmals besucht. Es liegt an der Straße, die von Locarno in Richtung Tenero und weiter nach Bellinzona führt, nur wenig oberhalb des Lago Maggiore. Der alte Friedhof, auf dem George am 4. Dezember 1933 begraben wurde, lag höher am Berg. Er wurde vor Jahren aufgelassen und einige der Gräber wurden an die neue Stätte übertragen, darunter das des Dichters. Ob man bei der Umbettung wohl seinen Sarg geöffnet hat? Welchen Anblick bot der Tote da? Und ist es purer Zufall, dass ich letzte Nacht vor dem Einschlafen eine Fernsehsendung über Untote gesehen habe? Ihnen gab man in manchen Gegenden Deutschlands schwere Steine mit ins Grab, die sie am nächtlichen Ausgehen hindern sollten, während man sich den Unruhestätten der Strigoi in Siebenbürgen mit einem Pfahl zu nähern pflegte. Ich trage vorsichtshalber einen Kugelschreiber bei mir. Die dämonische Wirkung Georges ist ja bekannt. Der junge Hofmannsthal hatte, als er sich von George bedrängt fühlte, auf seine Furcht den Vers gefunden: „Und er kann töten, ohne zu berühren“. Mir fällt auf, dass ich nun schon zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten das Grab Stefan Georges besuche, während ich in der Zwischenzeit nur einmal am Grab meiner Eltern war. Das sollte mir zu denken geben. Überhaupt sind Grabbesuche eine zweifelhafte Sache, wenn man sich fragt, um wessentwillen man sie eigentlich unternimmt.
Ich finde das Grab diesmal mit Leichtigkeit. Sieben Lorbeerbäume, in Blumentöpfen steckend, bilden einen Halbkreis, umstehen die zwölf in die schwere Grabplatte gravierten Buchstaben, die den Namen des hier Beigesetzten bilden, in der von Melchior Lechter nach Georges Handschrift entwickelten Type. Vor einem Jahr stand noch ein Usambaraveilchen da, das gab einen Anschein trauter Friedfertigkeit, der nun fehlt. Ich trete unruhig von einem Fuß auf den anderen. Zum Glück gibt es eine Friedhofstoilette. Ich kehre noch einmal zurück, um einen Kieselstein auf der Grabplatte abzulegen. Schaden kann es nichts.
Stefan George hätte es seinen Freunden sicherlich nicht erlaubt, nach einem Besuch an seinem Grab noch am selben Tag zum Grabe Rilkes weiterzureisen. Der habe zu früh zu publizieren begonnen, sagte er einmal, und damit war für ihn der Fall erledigt. Zu einer Zeit, in der Rilke schon manches veröffentlicht, seinen eigenen Ton aber noch nicht gefunden hatte, hörte er George einmal im Berliner Salon Lepsius aus dem „Jahr der Seele“ vortragen, er war beeindruckt, aber hielt sich zurück. Außerdem war er in Begleitung von Lou Andreas Salome und kam wohl schon deshalb für George nicht in Betracht. Gelesen aber hat Rilke sicher weiter alles, was von George an Gedichten erschien, denn das taten sie damals alle.
Die Bahnstrecke durch das Centrovalli nach Domodossola ist eine der wunderbarsten, die ich je gefahren bin, es geht durch wilde herbstlich bunte Schluchten, an etlichen stürzenden Wasserfällen vorbei, und wie mit angezogener Handbremse stürzt auch der Zug sich langsam zu Tal. Es macht überhaupt nichts, dass es in Domodossola erst einmal nicht weitergeht. Ich merke es gar nicht, sondern sitze auf dem Bahnsteig und lese, lese, in einer neuen Hölderlin-Biographie. Was drin steht, weiß ich eigentlich schon alles oder wusste es einmal, jetzt wird es wieder neu heraufgeholt und ich halte es in diesen Stunden für das Wichtigste, mit dem ich mich beschäftigen könnte. Wie das zarte epochemachende Gedicht „Hälfte des Lebens“ aus einer Randnotiz zu einem Entwurf der unvollendeten Hymne „Wie wenn am Feiertage“ hervorging, erscheint mir auch gut zweihundert Jahre später noch als ein mich unmittelbar angehendes, Räume und Zeiten überwindendes Ereignis. Der heute wieder mal verschobene Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft kommt mir daneben als eine ganz ferne und abstrakte Sache vor, und es trifft sich gut, dass ich erst gar keine mobilen Daten abrufen kann, weil es nun wieder aus dem italienischen Piemont zurück in die Schweiz geht. Zwei Länder und drei Sprachräume berühre ich heute mit dem Zug. Geh aber nun grüße die schöne Garonne … Nach dem Simplon-Tunnel bricht das Wetter ein, und als ich in Raron den Zug verlasse, fängt es an zu regnen, und die Wolken hängen ganz tief über dem Rhonetal. Ich deponiere meinen Koffer und den Rucksack bei der Gemeindeverwaltung und gehe den steilen Weg hinauf zur Kirche auf dem Hügel, der wie ein Balkon dort oben steht, durch das wunderbare Altdorf, an klaren Brunnen, Bauernhäusern und Gärten voll später Rosen vorüber. Oben angelangt, liegt das Grab an der Südwand der Kirche, mit dem von Rilke selbst ersonnenen Grabspruch: „Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern.“ Ihn dort zu finden, ist keine Überraschung, denn beinah jeder, der Rilke kennt, kennt auch diesen Spruch und weiß, dass er dort oben wartet. Das macht es schwer, ihn neu zu lesen, aber für mich hat er sich heute neu ins Bild gelöst. War es nicht der reine Zuspruch, dass all die Rosen mir heute begegnet sind auf meinem Weg herauf, mit ihrer unendlichen Drehung nach innen? Es ist ein so viel schöneres, anmutigeres Grab als das strenge Grab Georges. Links von dem zierlichen hellen Stein rankt ein Rosenstock, rechts wächst eine junge Eibe. Ein einfaches Holzkreuz gibt die Initialen RMR und die Geburts- und Sterbejahre an, 1875 und 1926. Es wird kaum nach Rilkes Wunsch sein, dass es hier steht, er mochte alte Kirchen, aber nicht das Kreuz und mit dem, der daran gehangen hatte, stand er in einem streitbaren Verhältnis. Im Innern der Kirche ein Fresko mit dem Jüngsten Gericht. Niemand sonst liegt auf dieser Wiese am Kirchlein begraben, von der man das weite Tal überblickt, allerdings nicht in diesem Moment, da die Wolken fast bis zur Talsohle hängen. Ein einziger Besucher wurde hier mit einer Gedenktafel verewigt, den ich nicht erwartet hätte. Die Gemeinde Raron dankt dem Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl für seinen Besuch am Rilke-Grab und auf der Rarnerburg am 14. April 1989.
Rilke nahm ein Glas. Führte es zum Mund. Trank. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es klingt, denn über ein Glas muss man erst einmal verfügen. An diesem Abend, in meinem Pensionszimmer in Chemignon-d’en-Bas, habe ich keins. Und da ich den an der Tankstelle erworbenen Wein nicht in den Zahnputzbecher schütten mag, muss ich ihn gleich aus der Flasche trinken. Am nächsten Morgen ist das Tal noch tiefer verhangen und die Nebel brauen, was sie können, während ich im Bus nach Sierre sitze, zu meiner Verabredung in der Fondation Rilke. Auf dem kleinen Marktplatz vor dem Hotel de Ville sitzen einige Männer und Frauen vor einem Imbisswagen gesellig beieinander und lassen sich schon früh ein Gläschen Weißwein schmecken. Es ist ein Anblick, der mir gefällt. Die Fondation liegt in einem angemessen schönen Haus und Brigitte Duvillard, mit der ich verabredet bin, hat zum Glück einen Adapter zur Hand, damit ich den Rechner aufladen kann. Die Ausstellung im Erdgeschoss erzählt, wie Rilke ins Wallis gekommen ist, das er Valais nannte, weil er alles Deutsche möglichst hinter sich lassen wollte nach dem Krieg und seinem Weggang aus München. Beim Schreiben gelang es ihm freilich nicht, aber weil ihm die Landschaft im oberen Rhonetal als eine glückliche Mischung aus der Provence und Spanien erschien und er auch einen Hauch Paris hier wehen spürte, war es für ihn die ideale Umgebung, um sein brachliegendes großes Werk, die Elegien, endlich wieder anzugehen. Mit seiner Freundin Baladine Klossowska suchte er nach einem geeigneten Domizil und gemeinsam sahen sie zur Zeit der Weinlese 1921 das Château de Muzot, einen Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert, nur dem Namen nach ein Schloss, auf nicht zu steiler Höhe über dem Tal der Rhone, die für Rilke der Rhône war, denn in Frankreich sind die Flüsse Männer. Wie er in dem Patrizier Werner Reinhart aus Winterthur einen großzügigen Freund fand, der das Anwesen nur von einem Bild her kannte, aber es doch gleich mietete und später kaufte, damit Rilke dort seine ersehnte Ruhe haben könnte, gehört zu den vielen glücklichen Fügungen in dessen Leben.
Ich habe die Bilder von Muzot schon oft gesehen, Rilke im Torbogen, Rilke mit Baladine auf dem Balkon, den hinter der Mauer des Weingartens erscheinenden Turm mit dem gestuften Giebel. Nun, da Madame Duvillard mich im Auto hier herauffährt, bin ich von der einfachen und durch nichts entstellten alten Schönheit des Turms sofort berührt. Michel, der Gärtner, schließt uns auf und heißt auch mich, salut, ça va, zu viel mehr reicht es bei mir leider nicht, willkommen. Eigentlich steht man sogleich im Esszimmer an einem langen schmalen Tisch, in den lateinische Ziffern gekerbt sind, keine Jahreszahl, sondern Markierungen zum Sortieren von Münzen, denn dieser Tisch war einst ein Kassentisch. Über den Fenstern hängen noch die Stoffe, die Baladine für dieses Haus gewählt hat, auch die Bemalungen der Wände gehen auf ihr sicheres Gefühl zurück, sie war nicht zuletzt die Farbberaterin ihres Geliebten. Da hängen noch die Ikonen, die Rilke aus Russland mitbrachte. Nebenan eine kleine, Boudoir genannte Kammer. Es gab kein elektrisches Licht im Turm, keinen Strom. Es ist also nicht so, dass seither die Zeit stehen geblieben ist, sie war es damals, gleichsam seit dem Mittelalter, und von dieser die Äonen überwindenden Schwelle konnte Rilke in die Ferne sehen. „Weite Speicher der Kraft schafft sich der Zeitgeist“, heißt es in der Siebenten Elegie, aber bis hierher reichte nicht sein Arm. Das elektrische Licht ist längst gekommen, eine Heizung und die nötigste Kücheneinrichtung, Annehmlichkeiten, die Nanni Reinhart, die Enkelin des Rilke-Förderers, zu ihrem Wohlergehen braucht, wenn sie aus Winterthur hierherkommt. Mein Hiersein verdanke ich ihr und einer Kette freundlicher Empfehlungen, aber als ich an Nanni Reinhart schrieb, war es doch so, als träte ich in einen Korrespondentenkreis aus einer längst vergangenen Zeit und wäre mit einem Mal in der Lage Rilkes, wenn er einen Aufenthalt auf einem Schloss erbat. Nun knarren Rilkes Dielen unter meinen Füßen. Im ersten Stock das Arbeitszimmer. Rilkes Stuhl vor Rilkes Tisch, Rilkes Stehpult nicht zu vergessen, eines von zweien – weil das erste noch nicht ganz seinen Wünschen entsprach, wurde ein zweites nach seiner Skizze gefertigt. Da stand er also, schrieb bei Kerzenschein. Das war einmal möglich, ein Schreiben, nur von Hand. Auf dem Schreibtisch eine versteinerte Schnecke, die sich nach innen ins Unendliche dreht. Wer konnte so etwas erschaffen? Das rote Sofa, auf dem Rilke vom Schreiben ausruhte, steht noch da und ist erschütternd klein. Ob man weiß, wie groß er war? Madame Duvillard zeigt mir sein Bett in der angrenzenden Stube, kurz und schmal. Aber wenn Besuch da war? Baladine schlief, wenn sie hier war, oben. Ich frage, ob die kleine Tür zur Toilette führt. Nein, dahinter liegt die Hauskapelle der Familie Reinhart. Zugänglich ist sie aber nur vom Flur aus. Über dem Eingang das Zeichen der Swastika ist vielleicht ein Hinweis auf den Templerorden, aber niemals und nirgends sieht man es ohne Beklemmung.
Das Arbeitszimmer hat die stärkste Anziehung. Rings an den Wänden stehen Rilkes Bücher, bis auf diejenigen, die er annotierte und die man zu Forschungszwecken in der Fondation bewahrt. Die Goethe-Ausgabe gehört nicht dazu, sie steht vom Stehpult griffbereit. Es ist ein eigentümliches Gefühl, auf Rilkes Brücke zu stehen, wo er, nach seinen eigenen Worten, Signale aus dem Weltall empfing, aber von dem freundlichen Angebot, ob ich nicht einige Augenblicke allein hier verweilen möchte, mache ich keinen Gebrauch. Nur nicht zu nah, nur nicht zu viel. Als ich das erste Mal im Haus von Hermann Lenz in München war und in der Dachstube, wo dieser schrieb, das Sofa gezeigt bekam, auf dem in den fünfziger Jahren Paul Celan genächtigt hatte, mochte ich dort nicht Platz nehmen. Nur nicht zu nah, nur nicht zu viel. Nun erzählt mir Madame Duvillard, wie Celan mit Bernhard Böschenstein das Rilke-Grab besuchte, und wieder ist ein Kreis geschlossen. Dazu muss man nun wissen, wer der unlängst verstorbene Böschenstein gewesen ist: Einer, noch vom George-Kreis herkommend, der die Spuren des Gedichteten von Hölderlin über George, Rilke, Hofmannsthal und Trakl bis bin zu Celan lesen und in ihnen gehen konnte wie kein anderer. Alles gehört mit allem zusammen.

Der Turm steht auf der Anhöhe eines kleinen Weinbergs. Im Garten blicken wir auf die Reben, sie stehen leer, die Zeit der Lese ist vorbei. Zu Rilkes Zeit war das Tal unter dem Château noch unbebaut und der Blick ins Rhonetal war so frei wie für Hölderlin der Blick ins Neckar- und Steinlachtal aus seinem halbrunden Turmzimmer beim Schreiner Zimmer in Tübingen. Unten säumt eine Reihe von Pappeln den Hang. Die alten Kastanien mussten kürzlich gefällt werden, sie waren zu sehr von den Motten befallen. Aber der Gingkobaum steht und ist mächtig geworden, den Rilke zu seinem 50. Geburtstag zum Geschenk erhielt. Ich hebe einige seiner Blätter auf und stecke sie in meine Jackentasche. Sich selbst machte Rilke die Restaurierung der kleinen, wenige Schritte oberhalb des Châteaus gelegenen Kapelle zum Geschenk an seinem 50., seinem vorletzten Geburtstag. Michel hat uns die Schlüssel dazu gegeben. Die gebogene schwarze Laterne und die schwarze Madonna aus seiner Geburtsstadt Prag hat Rilkes Mutter, die den Sohn überlebte, hier anbringen lassen. Es geht auf Mittag zu, wir könnten langsam aufbrechen, aber Michel ist noch nicht mit dem Schlüssel fürs Château zur Stelle und unabgeschlossen können wir es nicht verlassen. Wir nehmen auf der kleinen überdachten Terrasse vor Rilkes Türe Platz und Madame Duvillard packt ihre Picknicktasche aus. Ich frage, ob Rilke hier heraus zum Rauchen ging, aber Rilke hat natürlich nicht geraucht. Er lebte nach den Grundsätzen der Lebensreform, von Früchten und Gemüsen, so gesund er nur konnte, was ich bewundernswert finde, aber nachzuahmen nicht recht in der Lage bin. Heute werde ich mit Brot und frischem Ziegenkäse, mit Äpfeln, Pflaumen und Karotten überzeugt. Tanzt die Orange! Ich wage anzumerken, dass uns jetzt nur noch ein Schluck Wein zum Glück gebricht, aber auch dem, so höre ich, sprach Rilke nur mäßig zu. Der Schaffensrausch der Elegien und Sonette kam ohne Rauschmittel zustande. Am Marktstand aber sitzen sie noch immer und ich meine, mir ein Glas verdient zu haben.